Foto des Bentheimer Kammerchores mit Dirigent und Pianisten bei einem Auftritt

Das älteste, echteste und schönste Organ der Musik, das Organ, dem unsere Musik allein ihr Dasein verdankt, ist die menschliche Stimme. 

Richard Wagner

Notenschlüssel

Sprich, und du bist mein Mitmensch, singe, und wir sind Brüder und Schwestern.

Theodor Gottlieb von Hippel der Ältere

  • Ora­to­ri­um „ELIAS“ von Felix Men­dels­sohn Bar­thol­dy am 9. Novem­ber 2024

    Elias in the Chariot of Fire von Patrick Pye

    Der Bent­hei­mer Kam­mer­chor freut sich, Ihnen unser kom­men­des Kon­zert­pro­jekt prä­sen­tie­ren zu dür­fen: das beein­dru­cken­de Ora­to­ri­um „ELIAS“ von Felix Men­dels­sohn Bar­thol­dy. Die­ses Meis­ter­werk der roman­ti­schen Chor­mu­sik wird am 9. Novem­ber 2024 in der wun­der­schö­nen Kulis­se des Kur­hau­ses von Bad Bent­heim zur Auf­füh­rung…

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  • Rück­blick auf unser Früh­lings­kon­zert im Kur­saal Bad Bent­heim (25.05.2024)

    Plakat vom Frühlingskonzert

    Mit gro­ßer Freu­de und Stolz haben wir, der Bent­hei­mer Kam­mer­chor, unser Jubi­lä­ums­jahr mit einem beson­de­ren Früh­lings­kon­zert im Kur­saal Bad Bent­heim eröff­net. Die­ses Kon­zert mar­kier­te nicht nur den Beginn unse­rer 60-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums­fei­er­lich­kei­ten, son­dern war auch ein Beweis für unse­re Lei­den­schaft und…

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Der Bentheimer Kammerchor

Im Sommer 1964 gründeten Erwin Vollmer und Johanna Schmidt den Bentheimer Kammerchor. Die erste Probe fand im Oktober 1964 in Vollmers Wohnzimmer statt, was dem Chor den humorvollen Namen "Kammerchor" einbrachte. Aufgrund des Wachstums zog der Chor bald in den Musikraum der evangelischen Volksschule um. Der erste öffentliche Auftritt im September 1965 erhielt positive Kritiken. 1970 führte der Chor Mozarts „Krönungsmesse“ auf.

1971 übernahm Jürgen Harbort die Leitung des Chores. 1982 wurde der Chor ein eingetragener Verein. Willy Veen übernahm 1984 und feierte das 20-jährige Bestehen mit Haydns „Mariazeller Messe“. 1988 wurde Jürgen Maag Leiter. Er führte das Weihnachtsoratorium von Bach auf und etablierte eine Zusammenarbeit mit dem Ochtruper Vokalensemble. 1989 fand das 25-jährige Jubiläumskonzert statt.

Thomas Lischik vertiefte ab 1990 die Kooperation mit Ochtrup. Höhepunkte waren das Mozart-Festkonzert 1991 und Händels „Messias“ 1992. Zum 30. Geburtstag führte der Chor Rossinis „Petite Messe Solennelle“ auf. Von 2002 bis 2008 leitete Tilo Lehmann den Chor. Er etablierte eine Tradition mit Bachs Weihnachtsoratorium und feierte das 40-jährige Jubiläum mit Haydns „Jahreszeiten“. 2009 übernahm Elmar Sebastian Koch die Leitung. Er brachte selten aufgeführte Werke wie Grauns „Weihnachtsoratorium“ und Puccinis „Messa di Gloria“ zur Aufführung. Das Goldene Jubiläum 2014 wurde mit „Carmina Burana“ von Carl Orff gefeiert. Seit 2022 leitet Iassen Raykov den Chor.

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Die Anfänge des Chors 1964 und die ersten Jahre

Als im Sommer 1964 Erwin Vollmer – seinerzeit Musiklehrer an der Bentheimer Realschule – und Johanna Schmidt – seit ihrer Jugend chormusikalisch aktiv – herumzufragen begannen, wer wohl in zwangloser Runde mitmachen würde, Musikstücke für gemischten Chor einzustudieren, ahnten die beiden nicht, dass sie damit den Grundstein legten für den späteren Bentheimer Kammerchor.

Die Chronik überliefert, dass sich im Oktober 1964 die erste gemischtstimmige Gruppe in Vollmers Wohnzimmer einfand. Damals muss der humorvoll gemeinte Begriff geprägt worden sein: Man sei wegen des geringen Platzbedarfs in nur einem Zimmer der „Kammerchor“ von Bentheim. Schon bald musste die Kleinräumigkeit zu Gunsten eines größeren Übungsraumes aufgegeben werden. Da die Anzahl der MitsängerInnen stetig zunahm, wurden die Chorabende in den Musikraum der evangelischen Volksschule (heute Realschule) verlegt.

Den ersten öffentlichen Auftritt wagte der Chor im September 1965 anlässlich eines Partnerschaftstreffens mit Assen und bekam überaus zustimmende Kritik für seine vorgetragenen Lieder aus vier Jahrhunderten. Diese Programmstruktur blieb zunächst bei allen Konzerten, bis der Chor 1970 das erste größere Werk mit Begleitung eines auswärtigen Orchesters aufführte: Mozarts „Krönungsmesse“ war zweifellos der Höhepunkt der bis dahin geleisteten Chorarbeit.

Konstituierung als Verein und 25jähriges Jubiläum

Erwin Vollmer übernahm 1971 eine Musikschule im Westerwald, sein Nachfolger als Leiter des Kammerchores wurde Jürgen Harbort. Laut Chronik hieß sein Arbeitsmotto: „Wer rastet, der rostet!“ Außer der regelmäßigen Mitwirkung bei den Europatagen und dem Adventssingen wechselten sich im Rahmen der alljährlichen deutsch-niederländischen Kurlturtage weltliche und geistliche Konzerte ab. Ein Höhepunkt in dieser Reihe war u.a. die „Harmoniemesse“ von Joseph Haydn 1974 in Bardel zum 10jährigen Bestehen des Chores.

Wegen der umfangreichen finanziellen Transaktionen bei den Konzerten gab sich der Chor 1982 eine Satzung und wurde eingetragener Verein. 1984 trat Willy Veen die Nachfolge von Jürgen Harbort an und feierte sein Debüt mit dem 20. Chorgeburtstag. Höhepunkte seiner Ära waren die Aufführung der „Mariazeller Messe“ von Haydn 1986 und ein Brahms-Konzert 1987.

Nach seinem Abschied 1988 wurde Jürgen Maag die Chorleitung übertragen. Er führte sich mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ein und schuf die Grundlage für eine jahrelange ersprießliche Zusammenarbeit mit dem Ochtruper Vokalensemble. Das Jubiläumskonzert zum 25jährigen Bestehen des Chores im Jahr 1989 fand unter seiner Leitung im Kursaal statt. In seiner Festrede aus diesem Anlass formulierte der frühere Vorstandsvorsitzende Hans Baumann die Entwicklungsgeschichte des Chores mit den Worten: „…vom Kammerchor zum Großraumchor!“

Der Chor für große Werke

Auf den 1990 nach Heidelberg berufenen Jürgen Maag folgte Thomas Lischik, der die Kooperation mit Ochtrup ausbaute und vertiefte. Als Beispiele dieser gelungenen Zusammenarbeit seien das Mozart-Festkonzert 1991 und Händels „Messias“ 1992 erwähnt. Nach der Mitgestaltung des traditionellen Bad Bentheimer Neujahrskonzerts 1994 führte der Chor zu seinem 30. Geburtstag Rossinis „Petite Messe Solennelle“ auf.
Ins vierte Jahrzehnt des Chorbestehens fielen mehrtägige Fahrten in den Rheingau, ins Elsass, nach Mecklenburg und Prag mit verschiedenen Auftritten an den jeweiligen Orten.
Thomas Lischik beendete sein Dirigat 2001 mit „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms.

Von 2002 bis März 2008 war Tilo Lehmann Dirigent des Bentheimer Kammerchores. Auch er begann seine Konzerttätigkeit in Bad Bentheim mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, das er zu einer fast jährlichen Tradition machte und in den gut fünf Jahren seiner Leitung vier Mal in verschiedenen Kantaten-Zusammenstellungen leitete. In seine Ära fiel auch das Jubiläumskonzert zum 40jährigen Bestehen des Chores, das mit den „Jahreszeiten“ von Joseph Haydn im Kurhaus Bad Bentheim gefeiert wurde.
Im Jahre 2005 fand eine Chorfahrt nach Dresden und Leipzig statt.
Das letzte Konzert mit Tilo Lehmann war das Neujahrskonzert der Stadt Bad Bentheim im Januar 2008, das der Bentheimer Kammerchor zum wiederholten Male mit gestaltete.
Tilo Lehmann beendete seine Tätigkeit beim Bentheimer Kammerchor Ende März 2008.

Die Gegenwart

Danach war „der Alte der Neue“, Thomas Lischik übernahm bis März 2009 erneut die Leitung und krönte sein zwölftes Jahr mit dem Bentheimer Kammerchor mit der zweimaligen Aufführung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Als Anerkennung für seine großen Verdienste um den Chor wurde Thomas Lischik zum Ehrenmitglied des Bentheimer Kammerchores ernannt.

Im April 2009 übernahm Elmar Sebastian Koch die Leitung des Chores mit dem Ziel, die Gestaltungsmöglichkeiten des Chores weiter auszubauen.

Mit seinem ersten Konzertprogramm, dem „Weihnachtsoratorium“ von Carl Heinrich Graun, zeichnete sich bereits ab, dass Elmar Sebastian Koch zu diesem Zweck bewusst auch auf seltener aufgeführte Werke zurückgreifen würde, um dem Chor die gewünschte sängerische Weiterentwicklung zu ermöglichen, aber auch, um dem Publikum unbekanntere musikalische Schätze zu präsentieren.

Klassiker wie die berühmten Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart und Johannes Brahms oder schlichte A-cappella-Konzerte wurden unter der künstlerischen Leitung von Elmar Sebastian Koch ebenso zu Gehör gebracht wie für die Region eher außergewöhnliche Konzerte wie die „Messa di Gloria“ von Giacomo Puccini im Dezember 2010, zwei Werke von Marc-Antoine Charpentier zwei Jahre darauf oder auch das „Stabat Mater“ von Gioachino Rossini, das im März 2014 zur Aufführung kam.

Mit der „Carmina Burana“ von Carl Orff leitete Elmar Sebastian Koch im Goldenen Jubiläumsjahr des Chores im Oktober 2014 ein denkwürdiges Jubiläumskonzert, das für Zuhörer und Beteiligte zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde.

Unser 
Dirigent
Iassen Raykov

Foto von Iassen Raykov in Dirigenten-Pose

Iassen Raykov ist ein vielseitiger Musiker aus Bulgarien, der seine musikalische Ausbildung am Staatskonservatorium in Sofia begann. Später setzte er sein Klavierstudium am Sweelinck Conservatorium in Amsterdam bei renommierten Lehrern fort.

Am Sweelinck Conservatorium studierte Raykov auch Chor- und Orchesterleitung bei herausragenden Lehrern. Diese breite Ausbildung ermöglichte es ihm, ein breites Repertoire an musikalischen Werken zu dirigieren, von großen Chor- und Orchesterwerken bis hin zu a-cappella-Stücken.

1997 gründete Iassen Raykov das Vokalensemble La Colombe, mit dem er das 'Requiem for Humanity' von Helen Ostafew uraufführte und auf CD aufnahm. Seitdem hat er mit verschiedenen Ensembles und Chören gearbeitet und zahlreiche Erfolge erzielt, darunter den ersten Preis beim Kerkmuziekconcours in Frenswegen.

Neben seiner Tätigkeit als Dirigent ist Iassen Raykov auch als Pianist und Sänger aktiv. Er hat jahrelang im Vocaal Ensemble Exicon gesungen und tritt gelegentlich als Solist auf. Zusätzlich hat Raykov mehrere Chorwerke komponiert.

Unsere Pianistin
Sofia Vasheruk

Foto von Sofia Vasheruk am Piano

Sofia Vasheruk wurde in Moskau in eine Musikerfamilie geboren und begann im Alter von 4 Jahren Klavier am Gnessin State Music College und später am Chopin Music College in Moskau zu studieren.

Während ihres Studiums nahm Sofia an mehreren internationalen Wettbewerben teil, darunter der Königin Elisabeth Klavierwettbewerb in Brüssel (Halbfinalistin); der Sigsmund Thalberg Internationale Klavierwettbewerb in Neapel (3. Preis); der Internationale Klavierwettbewerb in Enschede (3. Preis); der André Dumortier Internationale Klavierwettbewerb in Belgien (Grand Prix und Sonderpreise); der niederländische Nationale Klavierwettbewerb "Young Pianist Foundation" in Amsterdam (3. Preis) mit der Aufführung von Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 mit dem Noord Nederlands Orkest.

2012 schloss Sofia ihr Studium am Artez Conservatory Enschede ab und erhielt 2014 ihren Masterabschluss mit Auszeichnung. Zwischen 2012 und 2016 setzte sie ihre Studien an der Scuola di Musica di Fiesole in Florenz fort, wo sie ein Postgraduiertenstudium absolvierte.

Sofia ist regelmäßig in Konzertaktivitäten engagiert, erweitert ständig ihr Repertoire als Solopianistin und ist auch im Bereich der Kammermusik tätig. Sie hat sich auf vokale Musik und Cellorepertoire spezialisiert und tourt viel mit verschiedenen Cellisten.

Mitglied werden

Der Bentheimer Kammerchor lädt Sie herzlich ein, Mitglied unserer lebendigen Chorgemeinschaft zu werden! Ob Sie bereits Erfahrung im Chorgesang haben oder erst die Freude am Singen entdecken möchten - bei uns sind Sie richtig. Als singendes Mitglied haben Sie die Möglichkeit, Ihre Stimme in einem inspirierenden Umfeld zu entfalten und Teil einer engagierten Gemeinschaft von Musikliebhabern zu werden.

Wenn Sie Interesse haben, dem Bentheimer Kammerchor beizutreten oder einfach mehr über unsere Aktivitäten erfahren möchten, nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Unsere Chormitglieder und der Vorstand beantworten gerne Ihre Fragen und unterstützen Sie auf Ihrem Weg, Mitglied unserer musikalischen Familie zu werden. Machen Sie den ersten Schritt und entdecken Sie die wunderbare Welt des Chorgesangs beim Bentheimer Kammerchor!

Der Bentheimer Kammerchor probt regelmäßig mittwochs um 20.00 Uhr im Foyer der Realschule Bad Bentheim. Neben den Proben finden auch Konzerte und andere Auftritte statt, bei denen der Chor sein Repertoire präsentiert.

Unterstützen

Seit vielen Jahren gestaltet der Bentheimer Kammerchor das musikalische Leben im Raum Bad Bentheim mit und möchte so zu einem vielfältigen kulturellen Angebot in der Region beitragen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Zuhörerinnen und Zuhörer mit unseren Konzerten erfreuen zu können. Wir bemühen uns daher, die Eintrittspreise für unsere Veranstaltungen in einem moderaten Rahmen zu halten. Da die Eintrittsgelder die Kosten eines Konzertes in der Regel nicht decken, sind wir für jede finanzielle Unterstützung dankbar.

Wenn Sie spenden möchten, freuen wir uns über Ihre Überweisung auf unser Konto:

BENTHEIMER KAMMERCHOR
KREISSPARKASSE GRAFSCHAFT BENTHEIM ZU NORDHORN
IBAN DE42 2675 0001 0001 0023 77
BIC NOLADE21NOH

Da der Bentheimer Kammerchor e.V. als gemeinnützig anerkannt ist, gilt Ihr Kontoauszug oder Einzahlungsbeleg bei Spenden bis 200 Euro als Spendenbescheinigung für das Finanzamt. Für größere oder regelmäßige Spenden stellen wir gerne eine gesonderte Spendenbescheinigung aus. Geben Sie dazu bitte Ihren Namen und Ihre Anschrift auf dem Überweisungsbeleg an.

Anekdoten zu Komponisten

Felix Mendelssohn Bartholdy

Mitte Juli kehrte Mendelssohn zu seiner Familie zurück, die sich in Bad Soden am Fuß des Taunus einquartiert hatte. Doppelt wohl tat ihm hier nach den Strapazen der England-Reise das ländlich-idyllische Leben, das Essen und Schlafen ohne Frack, ohne Klavier, ohne Visitenkarten, ohne Wagen und Pferde, aber auf Eseln, mit Feldblumen, mit Notenpapier und Zeichenbuch, mit Cecile und den Kindern. Die Meinigen, so heißt es in einem Brief an die Schwester Fanny, erholen sich mit jedem Tage mehr und mehr, und ich liege unter Äpfelbäumen und großen Eichen; in letzterem Falle bitte ich den Schweinehirten, daß er seine Tiere unter einen andern Baum treibt, um mich nicht zu stören (gestern vorgefallen!); ferner esse ich Erdbeeren zum Kaffee, zum Mittag und zum Abend, trinke Asmannshäuser Brunnen, stehe um sechs Uhr auf und schlafe doch neuntehalb Stunden.

Worbs, Hans Christoph. Felix Mendelssohn-Bartholdy in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlts Monographien ; 215. Reinbek (bei Hamburg): Rowohlt, 1974.
 S. 82f.

Joseph Haydn

Haydns Lächeln
oder: Das andere Gesicht der Dankbarkeit

Im Entwurf eines Musikstückes fand er sein Glück. Es blieb dann nur noch das physische Vergnügen des Hörens und das moralische, dafür Beifall zu finden. Er war für diese beiden Freuden so empfänglich, daß er, wenn er eine Aufführung seiner Werke selbst dirigierte, an gewissen Stellen, die ihm besonders schön erschienen und die das Publikum mit Beifall überschüttete, sich ohne Verwirrung und ohne im Taktschlagen innezuhalten, seinem natürlichen Impuls überließ: dann sah man ihn zufrieden lächeln. Ich habe in großen Konzerten gesehen, wie die am wenigsten gebildeten Leute Haydns Physiognomie beobachteten, um zu entdecken, welche Passage am meisten Applaus verdiente. Das Lächeln des Maestro dirigierte die Hände der Zuhörer ebenso wie seine Hand die ausführenden Musiker. La Traetta pflegte, wenn die Passage kam, die ihm als die köstlichste erschien, aufzustehen und sich ans Parkett zu wenden: «Meine Damen und Herren, achten Sie jetzt auf diese Stelle!» Man tat es und klatschte. Mir scheint, Haydns Lächeln war ein feinerer Wegweiser und die Bescheidenheit selbst wäre davon nicht abgeschreckt worden. [G. Carpani]

Dankbarkeit ist ein viel strapazierter Begriff. «Danke» zu sagen gehörte zu den ersten Dingen, die man uns als Kindern beibrachte. Dankbarkeit lernen wir also vorab als Höflichkeitsgeste. Wie oft erstarrt das «Danke» zu einer bloßen Konvention, zu einer lästigen Pflicht, derer wir uns entledigen; wird zu einem Hinweisschild, das ins Leere zeigt. Gleichzeitig spüren wir alle, dass Dankbarkeit eine der mächtigsten seelischen Empfindungen sein kann und ich finde es ungemein lohnend, hinzusehen, wie sich das spontane Gefühl von Dankbarkeit ausdrücken kann. Haydns Lächeln scheint mir dabei ein hinreißendes Beispiel dafür zu sein, wie sich die Dankbarkeit ihren Weg in unsere Lebenswirklichkeit bahnt. Haydns Lächeln ist der unverfälschte Ausdruck einer tiefen inneren Freude an der Musik, die durch ihn in unsere Welt kommen konnte. «In nomine Domini» (im Namen des Herrn) schreibt er fast immer über seine Kompositionen und «Fine laus deo» (Mit dem Ende sei Gott gelobt) ebenso oft hinter den letzten Ton. So hat er es auch gemeint. Sein religiöser Glaube war die Verbundenheit mit einer großen Energie, die sich durch sein Schaffen artikulierte. Deshalb vermochte er ohne jeden Anflug von Eitelkeit zu lächeln, wenn er dem Schönen, das er als Komponist schuf, als Interpret wieder begegnete. Gerne male ich mir auch die Freude aus, die das dankbare Publikum an seinem Lächeln fand. Was gibt es schließlich Schöneres, als einem glücklichen Menschen bei der Arbeit zuzusehen?

Es ist schön, wenn ein Mensch von Herzen «Danke» sagt, aber mindestens so schön ist das Wissen darum, dass Dankbarkeit noch viele Möglichkeiten kennt, sich auszudrücken: durch ein seliges Lächeln zum Beispiel.

Christa, Klaus. Denn das Leben ist eine zu köstliche Sache: die Lebenskunst des Joseph Haydn. 1. Aufl. Hohenems: Bucher GmbH & Co. Druck Verlag Netzwerk, 2011.

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